Online-Elternabend „Verschwörungstheorien“

Nachdem die Schülerinnen und Schüler in den letzten Monaten gezwungenermaßen schon zu Profis für virtuellen Unterricht wurden, erwartete nun auch die Eltern ein Online-Abend: Das Karolinen-Gymnasium und das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium konnten Benjamin Grünbichler von Neon, Prävention und Suchthilfe Rosenheim, als Referenten für einen online-Vortrag zum hochaktuellen Thema „Verschwörungstheorien – Fake News und Faktenchecker“ gewinnen.

Grünbichler zeigte in seinem Vortrag, dass manche Nachrichten bewusst mit falschen Informationen gespickt werden, um gegen andere Menschen zu hetzen oder allgemeingültige Fakten als Lüge darzustellen. Andere lassen einfach bestimmte Informationen weg, um so ein einseitiges Bild und Gefühl von Angst, Wut oder Ohnmacht in den Köpfen der Menschen zu erzeugen. Er zeigte das Dilemma des sogenannten click-baiting auf, in denen heutige Medien stecken: Sensationell klingende Überschriften verschaffen einem Artikel tendenziell mehr Leser als gut recherchierte Beiträge mit seriösen Bezeichnungen. „Um sich dem Wahrheitsgehalt eines Artikels anzunähern, muss man auch andere Artikel zu dem Thema lesen, von möglichst unterschiedlichen Quellen,“ mahnte der Medienexperte und gab den Zuhörenden konkrete Tipps, um wissenschaftlich seriös erhobene Erkenntnisse von haltlosen, unwissenschaftlichen Fake-News unterscheiden zu können, was umso besser gelingt, wenn man auch die dahinterstehenden wirtschaftlichen oder machtpolitischen Interessen zu durchschauen in der Lage ist.

Die fast 100 Teilnehmer waren voll des Lobes für den „ausgewogenen“ und „objektiven Vortrag“, in dem „alle Meinungen gleichberechtigt dargestellt wurden“. Auch die interaktiven Elemente und konkreten Beispiele, wie aktuelle Zeitungsmeldungen, fanden großen Anklang bei den Zuhörern.

Der Neon-Referent resümierte, dass Verschwörungstheorien zu allen Zeiten und in allen menschlichen Gesellschaften vorkämen und große Gefahren bergen könnten, weshalb ein kritischer Blick von großer Bedeutung sei. Das Bedürfnis, komplexe Ereignisse in einfache kausale Zusammenhänge zu setzen, sei nur eine von vielen Eigenheiten, die den Blick auf Weltereignisse einengen könne. Wissenschaft hingegen sei nie die „abschließende Wahrheit“, sondern stets ein auf wissenschaftlichen Befunden basierender Prozess! Das Bewusstsein darüber könne das Urteilsvermögen schärfen und gleichzeitig mehr Toleranz für Andersdenkende fördern – gerade in der Zeit nach der Pandemie ein wesentlicher Baustein der Versöhnung der Gesellschaft!