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Französische Zwangsarbeitende in Rosenheim? Ein Geschichtsprojekt der Klasse 11d

Bereits im Oktober 2024 hatte unsere Klasse die spannende Gelegenheit, das Stadtarchiv Rosenheim zu besuchen. Der Ausflug war ein Teil eines besonderen Projekts der 11d, das sich mit der Geschichte der Zwangsarbeit in Rosenheim während des Zweiten Weltkriegs beschäftigt. Dabei haben wir uns mit Zwangsarbeitenden aus Frankreich beschäftigt, die in dieser Zeit in Rosenheim tätig waren.

In Kleingruppen versuchten wir, möglichst viel über Einzelschicksale von französischen Männern und Frauen herauszufinden. Das Stadtarchiv stellte uns dabei eine beeindruckende Auswahl an Quellen zur Verfügung: von alten Adressbüchern bis hin zu Dokumenten und Karteikarten des Arbeitsamtes. Zusätzlich recherchierten wir im Internet, um mehr über die ausgewählten Personen und ihre Familien zu erfahren. Die Arolsen Archives, ein Archiv, das bis heute Daten und Archivalien von Opfern des Nationalsozialismus zusammenträgt und online stellt (https://arolsen-archives.org), waren eine wertvolle Quelle.

Nach ersten Rechercheergebnissen nahmen wir auch Kontakt zu französischen Archiven und Institutionen auf. E-Mails auf Französisch – ein echter Praxistest für unsere Sprachkenntnisse! Frau Premsler half uns, nicht nur die E-Mails fehlerfrei zu verfassen, sondern auch die komplizierten Antworten zu verstehen. Besonders spannend war die Kontaktaufnahme mit dem französischen Militärarchiv in Vincennes.

Die Spuren mancher Zwangsarbeitenden verliefen im Sand, bei anderen Personen gab es im Verlauf des ersten Halbjahres faszinierende Erkenntnisse. Ein Beispiel ist Germaine Dodolin. Sie wurde am 6.10.1923 im nordfranzösischen Calvados geboren und kam im Juni 1942 nach Rosenheim — wie genau, ist unklar. Sie war hier Hausmädchen bei einer Rosenheimer Familie und wurde mehrmals im Rosenheimer Krankenhaus behandelt. Erst im Mai 1945 scheint sie Rosenheim verlassen zu haben, wie Akten der UNRRA belegen. Diese Organisation übernahm die Registrierung aller verschleppter Personen nach der Kriegsniederlage Deutschlands. Informationen des Archivs im Calvados haben ergeben, dass Germaine Dodolin in ihre Heimatregion zurückkehrte und erst im April 2005 in Falaise verstarb.

Wir reflektierten die Schicksale der Zwangsarbeitenden auch kreativ und stellten das Projekt anlässlich des Gedenktags der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar auch der Schulgemeinschaft in einer Ausstellung vor. Außerdem vertieften zwei Kleingruppen ihre Recherche im Rahmen der Wissenschaftswoche.

Uns war nicht klar, welche faszinierenden Einzelschicksale sich hinter den Themen „Gewaltmigration“ und „Deutsch-Französische Freundschaft“ verbergen — obwohl letzteres dieses Jahr mit dem 50jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft von Rosenheim und Briançon gefeiert wurde. Wir hoffen, dass das Thema Zwangsarbeit, das laut dem Leiter des Stadtarchivs Rosenheim erschreckend wenig bekannt ist, bald die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.

Antonia Sanftl, Marla Grünwald, K. Hüttenhofer